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Die Milchfrau
Koproduktion makemake produktionen und Kosmos Theater
Die Milch erhält das soziale und nationale Band zwischen Mutter und Kind, hängt die Mutter an das Kind, das Kind an die Nation und erhängt damit die Nation.
Das Milchgeschäft im Wien der 1920er Jahre ist ein Sammelbecken für abgekämpfte und gescheiterte Gestalten. Als Greißlerin versucht die Milchfrau, ihrer Familie eine Existenz zu schaffen. Sie entscheidet ihre letzte Ressource, ihren Körper, für ökonomischen Profit anzuzapfen. Einst Produkt der Proletarierinnen, das sie zum Verkauf anboten, wurde Milch, diese ureigene Erzeugung der Frau, zu einer biopolitischen Flüssigkeit, durch die das Konstrukt einer nationalen Identität fließt. Alja Rachmanowa hat in ihrem autobiografischen Roman Milchfrau in Ottakring eine Milieustudie der Zwischenkriegszeit geschaffen. Zeitgeschichtlich führen uns ihre Aufzeichnungen über den Justizpalastbrand zu den ersten Anzeichen des Nationalsozialismus.
makemake produktionen verbindet klirrende Kälte mit bittersüßer Hoffnung zu einem Panoptikum der zeitlosen menschlichen Abgründe. Paul Pluts pechschwarze Kompositionen verzahnen sich mit grellen Popsongs, arrangiert von Verena Giesinger (Schmusechor). Im Hungern und im Fressen zeigen die Menschen ihre Fratzen. Und die Milch fließt.
Nach dem Roman MILCHFRAU IN OTTAKRING von Alja Rachmanowa, erschienen im Amalthea Signum Verlag GmbH.
Premiere: 06. Dezember 2022
Wiederaufnahme: tba
Pressestimmen
Sara Ostertag hat aus Alja Rachmanowas Tagebuch „Milchfrau in Ottakring“ einen überwältigenden Theaterabend gemacht. (…) Mutig und schön!
Sara Schausberger, Falter
Hier wird eine reduzierte Theaterform zum Glänzen gebracht, an deren Nachahmung die großen Häuser nicht selten scheitern. (...) Ein runder Pool (Bühne: Nanna Neudeck) und ein paar Milchkannen reichen dem hervorragenden Ensemble (packend Michéle Rohrbach in der Titelrolle und stimmlich herausragend Mave Venturin), um Emotionen zu vermitteln.
Susanne Zobl, Kurier
Verzückt sieht man allen neun Beteiligten zu bei ihren pinabauschesken Wasserspielen aus Fallen, Aufstehen, Verrenken, Wälzen, während sie sprechen und singen.
Martin Pesl, Nachtkritik.de
Das Bühnenbild ist (…) ein großes aber flaches, kreisförmiges Becken, das mal zur Spielwiese zärtlicher Bewegungsabläufe wird und dann wieder zum Ring in dem der unerbittliche Überlebens-, Klassen und Geschlechterkampf physisch ausgetragen wird.
Julia Sahlender, Ö1
Anhand ausgewählter, der Chronologie des Romans stringent folgender Szenen entwickelt Regisseurin Sara Ostertag mit den für sie typischen inszenatorischen Mitteln - Live-Musik, Choreografie und viele bunte Flüssigkeiten - einen zeithistorischen Reigen von existenzieller Dichte und Aktualität, den das multidisziplinäre Ensemble als traurig brodelnde Revue schwermütig leichtfüßig auf die knarrende Drehbühne stemmt.
Angela Heide, Wiener Zeitung
Flüssigkeit ist bestimmendes Element. (...) In diesem Wasserbecken führt das Ensemble (...) wunderbar aus der Zeit gefallenes Wasserballett auf (...), untermalt von französischen Chansons oder italienischem Chorgesang.
Andrea Heinz, Der Standard
Dank an
Stadt Wien, BMKÖS - Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, SKE - austro mechana